Lyoner in Formaldehyd – oder die Story von der Plastikwurst!
Keine Sorge, trotz der reißerischen Überschrift geht es hier nicht um einen neuen Lebensmittelskandal à la Wilke. Stattdessen möchte ich über etwas ganz Alltägliches sprechen, das viele von uns betrifft: den Fleisch- und Wurstkonsum in Deutschland. Nach drei Jahren in meiner Metzgerei in Auerbach habe ich viele interessante Gespräche mit Kunden geführt. Dabei gab es oft witzige, aber auch lehrreiche Momente – und manchmal Fragen, die mich wirklich nachdenklich stimmen.
Warum hält Wurst im Supermarkt länger?
Eine Frage, die mir immer wieder gestellt wird, lautet: „Warum ist die Wurst im Supermarkt länger haltbar als die aus der Metzgerei?“ Gute Frage! Nehmen wir mal die klassische Fleischwurst aus meiner Theke. Diese stelle ich zwei- bis dreimal die Woche frisch aus drei bis vier Tage altem Fleisch her. Nach dem Räuchern und Brühen kommt die Wurst direkt in unser Kühlhaus oder in die Theke. So ist sie etwa eine Woche haltbar, wobei sie natürlich frisch am besten schmeckt, da die Gewürze mit der Zeit an Intensität verlieren. Das liegt daran, dass der Geschmack vieler Gewürze auf flüchtigen ätherischen Ölen basiert, die sich mit der Zeit verflüchtigen.
Warum hält die Wurst aus dem Supermarkt also länger? Hier kommen künstliche Aromen ins Spiel, die viel intensiver schmecken und weniger flüchtig sind. Viele dieser Aromen stammen übrigens aus überraschenden Quellen, wie etwa Schimmelpilzen oder sogar Blattläusen. Persönlich bin ich da lieber ein Freund von echtem Pfeffer – wer will schon Aromen aus Blattläusen in seiner Wurst?
Wenn selbst die Mikroben nicht mehr wollen...
Natürlich wird jede Wurst irgendwann schlecht. Mikroorganismen beginnen, die Wurst zu zersetzen – ein ganz natürlicher Vorgang. Wenn das jedoch nicht passiert, würde ich mir ernsthaft Gedanken machen! Denn wenn selbst Mikroorganismen die Finger von einer Wurst lassen, stimmt irgendetwas nicht. Ich erinnere mich da an eine Karikatur, die ich mal gesehen habe: Ronald McDonald liegt tot in der Wüste, und zwei Geier wundern sich, warum er nach vier Wochen immer noch nicht verwest ist. Witzig, oder? Aber was sagt uns das über Lebensmittel, die selbst von Bakterien und Mikroben gemieden werden?
Leider ist das nicht immer reine Fiktion. Viele Fleisch- und Wurstwaren aus dem Supermarkt sind so behandelt, dass sie ohne Probleme mehrere Wochen haltbar bleiben. Eingeschweißt in Plastik, mit Schutzgas behandelt und mit Konservierungsstoffen versehen – da denkt man schon mal an den Biologieunterricht zurück, als Exponate in Formaldehyd konserviert wurden. Wer will schon Lebensmittel essen, die selbst Verderbniserreger nicht anrühren möchten? Und dann ist da noch der ganze Plastikmüll, der bei diesen Verpackungen anfällt...
Verpackungsmüll: Mehr Plastik als Wurst
Ein weiteres Thema, das mich beschäftigt, ist die Menge an Verpackungsmüll, die bei einem einfachen Einkauf im Supermarkt anfällt. Manchmal ist die Verpackung schwerer als die paar Scheiben Wurst darin! Laut aktuellen Studien verursacht ein durchschnittlicher Haushalt in Deutschland jährlich rund 39 Kilogramm Plastikmüll allein durch Lebensmittelverpackungen . Das ist absurd, wenn man bedenkt, wie einfach es wäre, diesen Müll zu vermeiden.
In meiner Metzgerei sehe ich immer mehr Kunden, die mit eigenen Boxen einkaufen kommen. Das finde ich großartig! Die meisten Menschen wollen aktiv etwas für den Umweltschutz tun – laut einer Umfrage des Umweltbundesamts sind es etwa 80% der Bundesbürger . Die Vermeidung von Plastikmüll ist dabei eine der einfachsten Maßnahmen.
Plastikmüll vermeiden: Kleine Schritte, große Wirkung
Das Thema Umweltschutz hat in den letzten Jahren ein bekanntes Gesicht bekommen: Greta Thunberg. Egal, was man von ihr hält, sie spricht etwas an, das wir alle längst wissen: Der Klimawandel ist real, und wir müssen handeln. Was mich jedoch irritiert, ist der Hass, der diesem engagierten Mädchen entgegenschlägt. Das letzte Mal, als ein Mädchen die Erwachsenen so zur Weißglut brachte, war es Pippi Langstrumpf. Aber im Ernst: Greta Thunberg zeigt auf, dass wir etwas ändern müssen, und das ist nicht neu. Trotzdem tun nur wenige aktiv etwas dagegen.
Viele belächeln die Fridays-for-Future-Bewegung und stellen die Klimaziele der Bundesregierung infrage. Argumente wie „Das ist doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein“ hört man oft. Aber mal ehrlich: Sollen wir deshalb einfach aufhören, es zu versuchen? Wenn die Umwelt zerstört ist, können wir uns keine neue kaufen. Es sind die kleinen Schritte, die den Unterschied machen – und die Vermeidung von Plastikmüll ist ein Anfang.
Was kannst du tun?
Jeder von uns kann im Alltag einen Beitrag leisten. Anstatt die in Plastik verpackte Wurst aus dem Supermarkt zu kaufen, warum nicht beim Metzger deines Vertrauens mit einer wiederverwendbaren Box einkaufen? Es geht nicht nur darum, Müll zu vermeiden, sondern auch um die Qualität der Lebensmittel, die du zu dir nimmst.
In diesem Sinne: Denkt daran, woher eure Lebensmittel kommen und wie sie verpackt sind. Es liegt in unserer Hand, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen – Wurst für Wurst, Schritt für Schritt.
Euer Andreas Vick
Metzgermeister
