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  • AutorenbildAndreas Vick

Zeit zum Essen

IIch möchte nochmal auf das Thema Essen zurückkommen. Gerade heute habe ich in einer Zeitschrift darüber gelesen, dass Südeuropäer im Schnitt etwas älter werden als Nordeuropäer. Verschiedene Ernährungswissenschaftler wurden in diesem Artikel zitiert und gaben verschiedene Gründe der Nahrungsauswahl als Grund für diesen Unterschied an. Der eine ist der Meinung, es wäre das Olivenöl, ein anderer lobt die Wirkung von Rotwein und bescheinigt dem auch noch eine krebsheilende Wirkung, wieder ein anderer ist der Meinung, es liegt an dem Gemüse der Region. Ja, ganz sicher ist die Wahl der Lebensmittel ganz entscheidend für eine gute Gesundheit und ein langes Leben. Aber ein ganz wichtiger Punkt wird bei solchen Betrachtungen ganz und gar ignoriert: Es ist nicht nur wichtig, was man isst, sondern auch wie man isst. Vieles was wir heute zu uns nehmen, passiert zwischen Tür und Angel. Als ich heute Morgen nach dem Aufstehen in die Küche kam, stand meine Tochter mit ihrem Handy beschäftigt in der Küche und aß ein Brot. Ich weiß von vielen meiner Freunden, dass sie gar nicht frühstücken oder wenn, manchmal sogar während der Autofahrt zur Arbeit. Das Mittagessen wird gerne mal am Schreibtisch eingenommen, weil man dabei auch gut telefonieren und im Internet Surfen kann. Gemeinsames Abendessen mit der Familie ist aus zeitlichen Gründen oft nicht möglich, viel zu dicht ist der Terminkalender aller Familienmitglieder. Schließlich müssen hier die Sport- und Klavierstunden der Kinder sowie die Yoga- und Pilateskurse von Mutter und natürlich das Fußballtraining des Vaters untergebracht werden. Sport ist wichtig für die Gesundheit! Das Abendessen wird getrennt eingenommen, ist sowieso viel praktischer und zeitsparender, wenn der Topf mit dem Essen in der Küche steht und sich jeder was nimmt, wenn er Zeit und Lust dazu hat. Oder schnell eine Tiefkühlpizza in den Ofen schieben. Außerdem geht man Streit aus dem Weg, der bei einem gemeinsamen Abendessen entstehen könnte. Wie Ironie erscheinen einem die Fernsehwerbebilder von der glücklichen Familie am Esstisch. Noch ironischer bzw. fast schon sarkastisch muten die neuesten Foodtrends zur gesunden Ernährung in Vorabendprogramm an, denen sogar eine eigene Reportage gewidmet wird. Ernährungsprogramme zur perfekten Gesundheit und Model-Ideal-Figur mit App für das Smartphone. Einfach toll, einmal eingerichtet sagt die App, wann man am besten welches Lebensmittel in welcher Zusammensetzung und Gewicht zu sich nimmt, am besten ein Tag nur Eiweißshakes, morgens kein Fett, mehr Kohlenhydrate und Eiweiß, dazu Vitamin B Komplex aus der Packung und Omega 3, nach sechs nix mehr essen bei Hunger drei Mandeln….. wow, das muss gesund sein. Ganz ehrlich, ich habe die App aus Neugier eingerichtet, das Ergebnis war so ein Stress, dass ich gar keinen Hunger mehr hatte. Ich habe die App wieder gelöscht, als ich mir Bilder von meinem letzten Italienurlaub angesehen habe. Pure Lebenslust und Dolce Vita, vielleicht ist das der Grund, warum die Südeuropäer älter werden als wir Nordlichter. Die Zeit zum Essen. Mal ganz ehrlich, wer glaubt, dass der tägliche Konsum von Pasta gesund ist, der ist auf dem Holzweg. Aber sich die Zeit zu nehmen, gemeinsam gemütlich zu Essen und zu genießen, zu reden und zuzuhören, das ist ganz sicher gesund. Nehmt euch die Zeit zu essen und hört auf, euch von Ernährungstabellen und Apps vorschreiben zu lassen, was es zu essen gibt. Kocht selbst und genießt mit euren Lieben die gemeinsame Zeit beim Essen. Ich bin mir sicher, dass diese Rezeptur gesünder ist als ein stressiges Ernährungsprogramm mit Nahrungsergänzungsmitteln und terminoptimierter Ernährung. Das ist bestimmt auch der Grund, warum das Essen im Urlaub oft viel besser schmeckt als zu Hause. Wir haben dort Zeit zum Essen und zum Genießen. Also ich wünsche euch: Zeit zum Essen Euer Andreas Vick

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